Viele Sportvereine reagierten auf Lockdown und „Sport-Verbot“ samt den ausbleibenden Einnahmen mit kreativen Ideen, wurden von Hobby-Kickern zu Hobby-Köchen. Statt kulinarischen sollen aber bald wieder fußballerische Leckerbissen serviert werden.
Ostern 2021: ein Silberstreif am Horizont. Auch für die Sportvereine in der Region, die nun — angesichts erster Lockerungen — wieder Hoffnung auf ein wenig Normalität schöpfen, nachdem das Corona-Jahr sie mit verlängertem Lockdown und Kontaktbeschränkungen mehr oder weniger zum Nichtstun verdammt und mitunter Existenzängste geschürt hat. „Wie Einnahmen generieren ohne Sport, ohne Veranstaltungen, die in der Vergangenheit das Überleben sicherten oder Investitionen ermöglichten“, fragten sich viele Vereinsvorsitzende wie Mike Gallinsky von der Spvg Eicha. Mit welchen Mitteln die laufenden Kosten bedienen, die trotz vielfachem Entgegenkommen von Kommunen oder zum Beispiel Energieversorgern nicht wegfielen?
In Schockstarre verfallen kam nicht in Frage. Solidarität war gefragt, Ideen mussten her. Und davon gab es viele. Nachbarschaftshilfe, Spendenaktionen für karitative Zwecke als Beiträge zum Allgemeinwohl, aber auch ganz konkret, um den eigenen Finanzen wieder auf die Sprünge zu helfen. Nicht wenige nutzten die Infrastruktur ihrer Sportheime – wurden über Nacht von Vereinen für Leibesertüchtigung zu Vereinen für Leibesfülle: Bratwürste bei der Spvg Ahorn oder beim SV Ketschendorf, Pizza und Forellen beim TSV Scherneck, um nur einige Beispiele zu nennen. Oder Sonntagsbraten bei der Spvg Eicha. „Wir haben für unser Angebot sehr viel Zuspruch erhalten. Wahnsinn, wie viele Leute bisher gekommen sind und Essen bei uns geholt haben“, sagt Thilo Fischer, der bei der Sportvereinigung als Dritter Vorsitzender unter anderem für den Sportheim-Betrieb verantwortlich ist.
Das Lob der tüchtigen Esser gab er nur zu gern an die vereinseigenen Köche und die vielen fleißigen Helfer weiter. Diese hatten schon zur Kirchweih im August einen kulinarischen Marathon hingelegt und drei Tage quasi durchgekocht. Und auch danach waren sie nicht müde geworden, die Töpfe regelmäßig dampfen zu lassen. Gute, erfolgreiche Aktionen, die in Eicha und anderswo halfen, die finanzielle Schieflage abzumildern dafür sorgten, „dass wir bislang mit einem blauen Auge davongekommen sind“, wie es Gallinsky formuliert.
Doch obwohl viele Sportvereine inzwischen Champions am Herd sind, verlieren sie ihren eigentlichen Zweck zur Förderung des Sports und gemeinschaftlicher Betätigung nicht aus dem Blick. Vereint in der kollektiven Hoffnung, dass Corona bald seinen Schrecken verloren hat und das gewohnte Vereinsleben wieder möglich ist. Kindern und Jugendlichen endlich wieder die Möglichkeit geben, mit Gleichaltrigen zu spielen, zu toben, dem gemeinsamen Hobby nachzugehen, überschüssige Energie loszuwerden. Wieder Zuschauer am Vereinsgelände begrüßen können, ansprechenden Amateursport und kurzweilige Unterhaltung im besten Sinne bieten, Feste feiern. Das alles treibt die Vereinsfamilien um. Und dafür läuft im Hintergrund viel: Weichen werden gestellt, Posten besetzt.
Ein Schlüsselstelle bei der Spvg Eicha war zum Beispiel die des Sportlichen Leiters bei den Fußball-Herren, die Mirco Schuberth nun besetzt. Im Interview verraten der 38-Jährige und Sportvorstand Timo Angermüller, wie es zu dieser Verpflichtung kam und welche Aufgaben nun auf Schuberth warten.
Als Spieler und Trainer ist Mirco Schuberth schon viel herumgekommen. Jetzt der Posten des Sportlichen Leiters bei seinem Heimatverein. Wie kam es dazu?
Timo Angermüller: Wir mussten uns auf die Suche begeben, weil Peter Griebel, dem wir für sein jahrelanges Engagement sehr dankbar sind, die Rolle des Sportlichen Leiters aus beruflichen Gründen nicht mehr ausfüllen kann. Als Arbeits- und Vereinskollegen sind Mirco und ich darüber ins Gespräch gekommen und uns schnell einig geworden. Ich hatte damit eigentlich gar nicht gerechnet, weil er bei uns ja schon Damen-Trainer ist. Aber Mirco ist jemand, der unseren Verein aus dem Effeff kennt, dieser Aufgabe gewachsen ist, in Fußballerkreisen sehr gut vernetzt ist unser volles Vertrauen genießt. Und deshalb ist er auch perfekt geeignet.
Damen-Trainer und Sportlicher Leiter bei den Fußball-Herren, geht beides?
Mirco Schuberth: Klar ist, ich bin Trainer der Fußball-Frauen. Das hat oberste Priorität, weil mir das mit den Mädels unglaublich viel Spaß macht und ich mich hier sauwohl fühle. Nach vielen Stationen als Spieler und Trainer bin ich jetzt fußballerisch sozusagen sesshaft geworden und will in meinem Heimatverein einfach mithelfen, dass wir unsere Ziele gemeinsam erreichen. Der Posten des Sportlichen Leiters ist da eine sehr reizvolle Aufgabe.
Timo Angermüller: Wir trauen Mirco auf jeden Fall beides zu. Er hat sehr klare Vorstellungen davon, wie er den neuen Posten bekleiden will und hat da bei mir und der restlichen Vereinsführung ehrlich gesagt offene Türe eingerannt. Wir haben uns zusammengesetzt und schnell gemerkt, dass wir dahingehend auf einer Wellenlänge sind.
Was tut ein Sportlicher Leiter in diesen Corona-Zeiten, die ja auch von monatelang erzwungenem Fußball-Verzicht geprägt sind?
Mirco Schuberth: Vor allem habe ich in den vergangenen Wochen sehr viele Gespräche geführt und werde auch noch viele führen. Zunächst mit unseren Spielern, um abzufragen, wer für die restliche Spielzeit und die neue Saison zur Verfügung steht. Vor allem aber auch, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Stimmung im Team gerade ist. Es sind jetzt zwar erste Schritte aus dem Lockdown in Sicht, aber hinter der Wiederaufnahme des Spielbetriebes stehen ja noch viele Fragezeichen, die auch den einen oder anderen Spieler verunsichern. Wir möchten Aufbruchstimmung erzeugen, auch durch Gespräche mit einigen inzwischen schon fixen und weiteren potenziellen Neuzugängen.
Wo geht es sportlich hin?
Mirco Schuberth: Bei den Frauen sind wir auf einem guten Weg, den wir konsequent weitergehen werden. Bei den Herren haben wir etwas zu kämpfen, aber mit Heiko Schröter den richtigen Mann an der Seitenlinie. Er kann der Mannschaft viel beibringen, muss angesichts des dünnen Kaders aber auch immer wieder improvisieren. In dieser Saison heißt das Ziel Klassenerhalt, wir sind aber zuversichtlich, mittelfristig wieder eine bessere Rolle spielen zu können. Die bereits feststehenden Neuzugänge und weitere aussichtsreiche Kandidaten, die sich hoffentlich auch noch für uns entscheiden, werden uns dabei helfen. Für mich elementar sind jedoch auch Zusammenhalt und Kameradschaft. Nur so kann man gemeinsam erfolgreich sein. Das muss sich möglichst schnell einstellen, nachdem man jetzt monatelang weder auf noch neben dem Platz in der Gruppe zusammen waren.

Die Investition in die neue Sportheimküche, die die Spvg Eicha im Frühjahr 2016 einweihte, hat sich bezahlt gemacht. Vor allem in den vergangenen Monaten bescherten die Essen-to-go-Angebote dem Verein willkommene Einnahmen. Im Bild erledigen Mike Gallinsky, Nadine Jenke, Timo Angermüller und Jürgen Fischer (v. l.) die letzten Renovierungs-Handgriffe.